Jeder noch so zaghafte Blick in die Dumpfbackenmedien beweist unwiderlegbar, dass in diesem Land eine Kultur der Dauerempörung herrscht und diese auch zunehmend zum rechtsetzenden Element avanciert. Dabei kann man es sich auch gleich noch aussuchen, worüber man sich ohne Grund und Ende in allen Farben des Regenbogens empören will. Dicke Kinder, magersüchtige Kinder, kriminelle Kinder, misshandelte Kinder, fehlende Kinder, ausländische Kinder und selbstredend immer auch die Nachbarskinder, sind ein unerschöpflicher Quell der Empörung.
Aber das reicht natürlich nicht. Wir empören uns über die Raser, die Ausländer, die Abzocker, die Klimahysteriker, die Klimaleugner ( niemand weiss, wie man das Klima leugnen kann) und wenn alles nichts hilft, dann empören wir uns eben über die Medien, die Richter und Politiker. Kurzum, wir empören uns über alles, was nicht unser Arsch ist oder auch nur einen Hauch intelligenter. Wobei die Empörung um die neue Miss Schweiz gezeigt hat, dass wir uns zur Not schon auch mal über etwas empören, was wirklich noch dümmer als ein Arsch ist.
Ändert sich irgendwas, wenn wir uns empören? Rasen die Raser langsamer? Nehmen die dicken Kinder ab? Bestrafen die Richter Ladendiebstahl dann endlich mal gerecht mit lebenslanger Festungshaft? Votieren Politiker dann plötzlich im Sinne der Wähler statt der Verwaltungsratmandate? Lernt die neue Miss Schweiz den Unterschied zwischen einem Studium und dem Wunschzettel fürs Chrischtchindli?
Angesichts der Tatsache, dass wir uns nun schon eine ganze Weile empören und das immer mehr über die immer gleichen Dinge, darf der Schluss erlaubt sein, dass all unser Echauffieren nur gerade den Blutdruck verändert.
Aber wenns doch nun gar nichts bringt, ausser einer langvermissten Wärme in den lahmen Lenden, warum kreischen wir im Stile hinterpommer’scher Pfarrerstöchter jedesmal wild durch die Gegend, wenn jemand etwas macht, das wir weder ändern können noch verstehen wollen?
Genauuuuuu! Wer kreischt, der denkt nicht. Und das Nichtdenken, das ist ja zusammen mit der Empörung zur höchsten Staatsbürgertugend verkommen. Wer nicht denkt, der fragt auch nicht und damit erspart man sich als grosser Weltenlenker schon mal all die mühsamen Antworten, auf die ganz offensichtlichen Fragen.
Wenn man als grosser Weltenlenker, oder auch bloss als Ex- Bundesrat und Vollzeitgeriatriker, dem Volk den rechten (also den einzigen) Weg zeigen will, dann ist das Letzte, was man brauchen kann, so ein informiertes und kritisches Pack, das lesen, schreiben und denken kann. Will wirklich noch jemand ausländische Mitbürger ausweisen, wenn die Zahlen ums Verrecken kein Anstieg der Ausländerkriminalität hergeben?
Will jemand die Bürgerrechte seiner Mitmenschen mit Füssen treten, wenn er erkennen muss, dass die eigenen Rechte dabei auch bachab gehen? Fragt noch jemand nach der Stellung der Schweiz in der globalisierten Welt, wenn man mit dem Finger auf dicke Kinder zeigen kann? Verlangen wir von den Führern des rechten Wegs Lösungen für die Problematik der Überalterung, wenn wir stattdessen über die fremden Richter lästern können, die uns zumindest einen Teil unserer Demokratie erhalten? Fordern wir noch Antworten, wenn all die Fragen in der Empörung untergegangen sind?
China ist gerade auf dem besten Weg, die Welt zu kaufen und uns stückweise gegen gutes Geld und Freiheitsrechte zurück zu leihen. Wie reagiert die Schweiz drauf? Aus Empörung über Steinigungen im Iran verbieten wir hier die Minarette. Wer sowas nicht als den Gipfel der Cleverness erkennt, der braucht vielleicht doch ein Studium an der Open University von Oxford oder Kuhmercedes.
6. Oktober 2010
28. Juli 2010
Liebe SVP
Mit der heutigen Post wurde mir dein Pamphlet zur Ausländerfrage zugestellt. Das so dürftig wie schamhaft als Umfrage getarnte Machwerk hat mich erreicht, obschon mein Briefkasten deutlich Auskunft darüber gibt, dass ich mir unadressierte Sendungen verbeten haben will. Vermutlich war der Pöstler ein tapferer Parteisoldat und hat nicht begriffen, dass auch Parteiwerbung eben bloss Werbung ist.
Nun also, liebe SVP, du gibst vor, es wäre dir an meiner Meinung gelegen. Damit kann ich wohl auch vorgeben, dass ich dir das glaube und dir meine Meinung mitteilen.
Besagtes Pamphlet, so es nicht strotzt vor Lügen, manipulierenden Auslassungen und leerem Gewäsch, will mir klarmachen, dass wir in der Schweiz ein gigantisches Ausländerproblem haben, dem wir uns sofort und mit allen menschenrechtswidrigen Mittel anzunehmen hätten. Vielleicht weisst du, liebe SVP, ja noch nicht, dass “Umfrage” kein Synonym für “Indoktrination” ist. Dies würde auf ein massives Sprachdefizit deinerseits schliessen lassen, aufgrund dessen wir dir, gemäss deiner eigenen Doktrin, keinen Platz in diesem Land gewähren dürften.
Nun aber zu deinem Kernanliegen, den Ausländern. Du scheinst der Ansicht, dass Leute ohne Schweizer Staatsbürgerschaft so eine Art Wertschöpfungssubstrat darstellen, das man nach Belieben bewirtschaften kann. Wir wollen nur die Guten, die uns was bringen und sobald die uns nichts mehr bringen, oder böse sind, sollen sie wieder gehen. Aber weisst du, liebe SVP, auch Menschen ohne helvetische Staatsbürgerschaft sind Menschen. Das ist nicht einfach Vieh oder Kopfsalat. Zudem sähen wir wohl alle so alt aus, wie es der Dattergreis aus Herrliberg ist, würden uns all die hart arbeitenden Krankenschwestern, Hilfsarbeiter, Handwerker, Kleingewerbler und Angestellten fehlen, die da aus dem Ausland gekommen sind. Der Forschungsstandort Schweiz wäre innovative Wüste, ohne Akademiker und Studenten aus dem Ausland.
Aber das sind ja auch die Ausländer, die du zur Not grad noch so knapp dulden willst, so sie sich klaglos ausbeuten lassen. Nur eben, da vergisst du scheinbar ganz, dass dies schon lange kein Dulden mehr ist. Ohne diese Menschen könnten wir den Laden von heute auf morgen dichtmachen.
Wir brauchen die Menschen aus anderen Ländern. Damit haben wir zu akzeptieren, dass auch solche kommen, die wir nicht so super finden. Die gehören nämlich einfach zu jeder Gesellschaft dazu. Immigration ist, besonders wenn man auf Gedeih und Verderben darauf angewiesen ist, kein Wunschkonzert.
Also liebe SVP, das Ausländerproblem ist keines und damit könntest du dich doch den echten Probleme zuwenden, vor denen dieses Land steht. Wie wärs mit Lösungsvorschlägen zur Gleichberechtigung, Verkehrspolitik, Umweltproblemen, demographischem Kollaps, Bildung und Aussenpolitik?
Keine Antworten? Dann mach doch mal eine Umfrage dazu, vielleicht gibt dir das Volk dann die Antworten. Zumindest die 70%, die dich nicht wählen, können das vermutlich recht gut.
Liebe Grüsse
Einedienocheinemeinunghat
Nun also, liebe SVP, du gibst vor, es wäre dir an meiner Meinung gelegen. Damit kann ich wohl auch vorgeben, dass ich dir das glaube und dir meine Meinung mitteilen.
Besagtes Pamphlet, so es nicht strotzt vor Lügen, manipulierenden Auslassungen und leerem Gewäsch, will mir klarmachen, dass wir in der Schweiz ein gigantisches Ausländerproblem haben, dem wir uns sofort und mit allen menschenrechtswidrigen Mittel anzunehmen hätten. Vielleicht weisst du, liebe SVP, ja noch nicht, dass “Umfrage” kein Synonym für “Indoktrination” ist. Dies würde auf ein massives Sprachdefizit deinerseits schliessen lassen, aufgrund dessen wir dir, gemäss deiner eigenen Doktrin, keinen Platz in diesem Land gewähren dürften.
Nun aber zu deinem Kernanliegen, den Ausländern. Du scheinst der Ansicht, dass Leute ohne Schweizer Staatsbürgerschaft so eine Art Wertschöpfungssubstrat darstellen, das man nach Belieben bewirtschaften kann. Wir wollen nur die Guten, die uns was bringen und sobald die uns nichts mehr bringen, oder böse sind, sollen sie wieder gehen. Aber weisst du, liebe SVP, auch Menschen ohne helvetische Staatsbürgerschaft sind Menschen. Das ist nicht einfach Vieh oder Kopfsalat. Zudem sähen wir wohl alle so alt aus, wie es der Dattergreis aus Herrliberg ist, würden uns all die hart arbeitenden Krankenschwestern, Hilfsarbeiter, Handwerker, Kleingewerbler und Angestellten fehlen, die da aus dem Ausland gekommen sind. Der Forschungsstandort Schweiz wäre innovative Wüste, ohne Akademiker und Studenten aus dem Ausland.
Aber das sind ja auch die Ausländer, die du zur Not grad noch so knapp dulden willst, so sie sich klaglos ausbeuten lassen. Nur eben, da vergisst du scheinbar ganz, dass dies schon lange kein Dulden mehr ist. Ohne diese Menschen könnten wir den Laden von heute auf morgen dichtmachen.
Wir brauchen die Menschen aus anderen Ländern. Damit haben wir zu akzeptieren, dass auch solche kommen, die wir nicht so super finden. Die gehören nämlich einfach zu jeder Gesellschaft dazu. Immigration ist, besonders wenn man auf Gedeih und Verderben darauf angewiesen ist, kein Wunschkonzert.
Also liebe SVP, das Ausländerproblem ist keines und damit könntest du dich doch den echten Probleme zuwenden, vor denen dieses Land steht. Wie wärs mit Lösungsvorschlägen zur Gleichberechtigung, Verkehrspolitik, Umweltproblemen, demographischem Kollaps, Bildung und Aussenpolitik?
Keine Antworten? Dann mach doch mal eine Umfrage dazu, vielleicht gibt dir das Volk dann die Antworten. Zumindest die 70%, die dich nicht wählen, können das vermutlich recht gut.
Liebe Grüsse
Einedienocheinemeinunghat
12. Juli 2010
Freude herrscht!
Die Spanier sind programmgemäss Weltmeister geworden. Die Medien jubeln pflichtschuldigst und wir alle nicken brav und artig, wie damals das maximalpigmentiere Symbolfigürchen in der Sonntagsschule.
Das war aber auch ein Fest! Gut, die Stadien in Südafrika waren weit weniger gut gefüllt als die Taschen der Fifa Funktionäre, aber man kann ja nicht alles haben. Dass jeder Hauch von Fussballstimmung im monotonen Getröte der Vuvuzelas untergegangen ist, das ist einfach eine uralte afrikanische Tradition, denn immerhin gibt es die Tröten schon seit sieben Jahren. Dann wären da noch die Schiedsrichterleistungen, über die man in einem Anfall von überbordendem Euphemismus als nicht vorhanden betiteln könnte, sowie die wirklich atemberaubend schönen Spiele, die scheinbar aber nur auf den Bolzplätzen der Townships zu sehen waren. Der artig nickende Fussballkonsument wirft in so einem Moment selbstredend ein, dass es ja nun sicher nicht die Aufgabe der Fifa sei, eine spannende und stimmungsvolle WM zu organisieren, schliesslich sei sie ja damit ausgelastet, die Kleiderordnung in den Stadien durchzusetzen und die Sponsoren zu beglücken. Und recht hat er, der artige Konsument. Dieses Fussballzeugs, das ist knallhartes Geschäft und nicht irgendein Larifarisport, an dem man Freude haben soll. Man soll konsumieren und die Schnauze halten.
Das ist auch das, was die Medien in vorbildlicher Weise getan haben. Nicht den Hauch von echter Kritik an Blatter Seppis Kokser- und Freiertruppe war zu lesen, zu hören oder auch nur andeutungsweise zu vernehmen. Die Medien haben es doch sogar geschafft, die Fair Games Kampagne quasi totzuschweigen. Kritik ist eben schlecht fürs Geschäft, wenn sie gegen einen Monopolisten geht.
Ein böser Mensch würde nun behaupten, das gar nicht so sehr die Freude, denn vielmehr die Fifa die da herrsch. Für Freude sei der Fussball weder der rechte Platz noch die rechte Zeit. Schliesslich geht es um die gerechte Sache des Verbandes und das von den Zwangsräumungen in den Armenvierteln über die Berichterstattung in den Medien, bis hin zum Minirock der Holländerinnen. Alles hört auf das Kommando von Massa Blatter. Damit sind wir nun wieder dort, wo wir schon mal waren. Die Kolonie ist die ganze Welt, die Kolonialherren kommen von der Fifa und wir alle sind das Negerli in der Sonntagschule, das nur noch artig nickt, wenn der Rubel rollt.
Das mit der Freude, das ist dann wohl eher die Sache vom 3. FC Hintertupfingen, wo die Bratwurst bezahlbar ist und die Vereinsspitze nicht nonstop die Mittellinie vom Rasen in die Nase zieht.
...und anders als der WM Final, ist die Tribüne am Sonntag dann auch ausverkauft, alle 15 Plätze
Das war aber auch ein Fest! Gut, die Stadien in Südafrika waren weit weniger gut gefüllt als die Taschen der Fifa Funktionäre, aber man kann ja nicht alles haben. Dass jeder Hauch von Fussballstimmung im monotonen Getröte der Vuvuzelas untergegangen ist, das ist einfach eine uralte afrikanische Tradition, denn immerhin gibt es die Tröten schon seit sieben Jahren. Dann wären da noch die Schiedsrichterleistungen, über die man in einem Anfall von überbordendem Euphemismus als nicht vorhanden betiteln könnte, sowie die wirklich atemberaubend schönen Spiele, die scheinbar aber nur auf den Bolzplätzen der Townships zu sehen waren. Der artig nickende Fussballkonsument wirft in so einem Moment selbstredend ein, dass es ja nun sicher nicht die Aufgabe der Fifa sei, eine spannende und stimmungsvolle WM zu organisieren, schliesslich sei sie ja damit ausgelastet, die Kleiderordnung in den Stadien durchzusetzen und die Sponsoren zu beglücken. Und recht hat er, der artige Konsument. Dieses Fussballzeugs, das ist knallhartes Geschäft und nicht irgendein Larifarisport, an dem man Freude haben soll. Man soll konsumieren und die Schnauze halten.
Das ist auch das, was die Medien in vorbildlicher Weise getan haben. Nicht den Hauch von echter Kritik an Blatter Seppis Kokser- und Freiertruppe war zu lesen, zu hören oder auch nur andeutungsweise zu vernehmen. Die Medien haben es doch sogar geschafft, die Fair Games Kampagne quasi totzuschweigen. Kritik ist eben schlecht fürs Geschäft, wenn sie gegen einen Monopolisten geht.
Ein böser Mensch würde nun behaupten, das gar nicht so sehr die Freude, denn vielmehr die Fifa die da herrsch. Für Freude sei der Fussball weder der rechte Platz noch die rechte Zeit. Schliesslich geht es um die gerechte Sache des Verbandes und das von den Zwangsräumungen in den Armenvierteln über die Berichterstattung in den Medien, bis hin zum Minirock der Holländerinnen. Alles hört auf das Kommando von Massa Blatter. Damit sind wir nun wieder dort, wo wir schon mal waren. Die Kolonie ist die ganze Welt, die Kolonialherren kommen von der Fifa und wir alle sind das Negerli in der Sonntagschule, das nur noch artig nickt, wenn der Rubel rollt.
Das mit der Freude, das ist dann wohl eher die Sache vom 3. FC Hintertupfingen, wo die Bratwurst bezahlbar ist und die Vereinsspitze nicht nonstop die Mittellinie vom Rasen in die Nase zieht.
...und anders als der WM Final, ist die Tribüne am Sonntag dann auch ausverkauft, alle 15 Plätze
11. Juni 2010
Wir sind die Kaiser von China
Seit ein paar Jahren vernehmen wir aus dem Reich der Mitte immer wieder ganz erstaunliche Neuigkeiten.
Das Volk der agilen, fahrradfahrenden Gemüse- und Tofuesser, die in völliger Selbstaufgabe und uniformer Askese nur dem Wohle des Volkes und dem Wohlergehen einer herrschenden Kaste dienen wollen, fahren Auto wie die verrückten, fressen sich an Unmengen von Fleisch rund und faul und beuten sich gegenseitig aus egoistischen Grünen aus bis aufs Blut. Ausserdem schimpfen sie auf die Regierung. Die Chinesen sind europäisch geworden.
Wir hingegen sollen nun alle Fahrrad fahren, Vegetarier werden, bis ins alter agil und sportlich bleiben, uns für unsere Mitmenschen und die herrschende Kaste der Banker aufopfern und selbstredend kritiklos hinter DER Partei stehen.
Das alles kann man ja vermutlich noch mit Maslow erklären und der Tatsache, dass wir schon genug Autos haben, um zu erkennen, dass Glück nicht in Drehmoment gemessen wird.
Was dem naiven Gutmenschen nun aber nun wirklich als ein unauflösliches Paradox erscheint, das ist die Tatsache, dass die Chinesen in Heerscharen ihr Leben und ihre Freiheit hergeben, auf dass der Staat sich endlich zu den Menschenrechten bekenne und sie einhalte, derweil sich bei uns die vermeintlich demokratischen Kräfte darin überbieten, diese Menschenrechte mit dem Segen des Volkes auszuhöhlen, abzuschaffen und zur schlichten Makulatur verkommen zu lassen.
Sind wir wirklich schon solche Chinesen, dass wir jubeln, wenn selbsternannte Volksretter die völkerrechtlichen Menschenrechtsgarantien kurzerhand ausser Kraft setzen wollen? Was ist so böse an Religionsfreiheit, Diskriminierungsverbot und Persönlichkeitsrechten, dass wir sie willig und freudig der Diktatur des verblendeten Mobs opfern? Wer schützt denn uns und unsere Rechtsordnung vor einer Mehrheit, die nicht mal weiss, was eine Verfassung und ein völkerrechtlicher Vertrag ist? Wer oder was soll uns davor bewahren, dass der Einzelne zum Objekt eines Volkswillens verkommt, der ja doch nur der blinde Parteigehorsam orientierungsloser Egomanen ist. Die Chinesen haben erkannt, dass der Mensch, der Souverän ist, wenn es um die grundlegenden Rechte des Menschen geht.
Wir haben diese schlichte Wahrheit scheinbar genau so vergessen, wie die Tatsache, dass eine Demokratie ohne Rechtstaatlichkeit nicht existieren kann.
Dazu passt perfekt, dass die chinesische Regierung entschieden hat, dass die Folter im Strafprozess keinen Platz mehr haben darf, weil sie der Rechtsordnung schadet. Bei uns wird ein gleichlautender Entscheid aus Strassburg allerdings mit Unverständnis und Groll aufgenommen. Folter ist also wieder salonfähig bei uns. Wie lange geht es wohl, bis wir die Sklaverei wieder lässig finden? Dann wären wir die echten Kaiser von China.
Das Volk der agilen, fahrradfahrenden Gemüse- und Tofuesser, die in völliger Selbstaufgabe und uniformer Askese nur dem Wohle des Volkes und dem Wohlergehen einer herrschenden Kaste dienen wollen, fahren Auto wie die verrückten, fressen sich an Unmengen von Fleisch rund und faul und beuten sich gegenseitig aus egoistischen Grünen aus bis aufs Blut. Ausserdem schimpfen sie auf die Regierung. Die Chinesen sind europäisch geworden.
Wir hingegen sollen nun alle Fahrrad fahren, Vegetarier werden, bis ins alter agil und sportlich bleiben, uns für unsere Mitmenschen und die herrschende Kaste der Banker aufopfern und selbstredend kritiklos hinter DER Partei stehen.
Das alles kann man ja vermutlich noch mit Maslow erklären und der Tatsache, dass wir schon genug Autos haben, um zu erkennen, dass Glück nicht in Drehmoment gemessen wird.
Was dem naiven Gutmenschen nun aber nun wirklich als ein unauflösliches Paradox erscheint, das ist die Tatsache, dass die Chinesen in Heerscharen ihr Leben und ihre Freiheit hergeben, auf dass der Staat sich endlich zu den Menschenrechten bekenne und sie einhalte, derweil sich bei uns die vermeintlich demokratischen Kräfte darin überbieten, diese Menschenrechte mit dem Segen des Volkes auszuhöhlen, abzuschaffen und zur schlichten Makulatur verkommen zu lassen.
Sind wir wirklich schon solche Chinesen, dass wir jubeln, wenn selbsternannte Volksretter die völkerrechtlichen Menschenrechtsgarantien kurzerhand ausser Kraft setzen wollen? Was ist so böse an Religionsfreiheit, Diskriminierungsverbot und Persönlichkeitsrechten, dass wir sie willig und freudig der Diktatur des verblendeten Mobs opfern? Wer schützt denn uns und unsere Rechtsordnung vor einer Mehrheit, die nicht mal weiss, was eine Verfassung und ein völkerrechtlicher Vertrag ist? Wer oder was soll uns davor bewahren, dass der Einzelne zum Objekt eines Volkswillens verkommt, der ja doch nur der blinde Parteigehorsam orientierungsloser Egomanen ist. Die Chinesen haben erkannt, dass der Mensch, der Souverän ist, wenn es um die grundlegenden Rechte des Menschen geht.
Wir haben diese schlichte Wahrheit scheinbar genau so vergessen, wie die Tatsache, dass eine Demokratie ohne Rechtstaatlichkeit nicht existieren kann.
Dazu passt perfekt, dass die chinesische Regierung entschieden hat, dass die Folter im Strafprozess keinen Platz mehr haben darf, weil sie der Rechtsordnung schadet. Bei uns wird ein gleichlautender Entscheid aus Strassburg allerdings mit Unverständnis und Groll aufgenommen. Folter ist also wieder salonfähig bei uns. Wie lange geht es wohl, bis wir die Sklaverei wieder lässig finden? Dann wären wir die echten Kaiser von China.
Memento Mori!
Also lasst uns ein bisschen vom Tod reden, vom Tod der einfachen Leute. Der mag nicht ganz so medienwirksam sein, wie der vom Politiker, der ein Leben lang seine Jünger auf Recht und Ordnung eingeschworen hat, und dann im Vollsuff mit dreifach übersetzter Geschwindigkeit sein Leben auf einem jämmerlichen Dorfanger ausgehaucht hat. Auch die Schauspielerin, die sich für Schönheit und Gesundheit zu Tode gehungert hat, soll nicht unser Ding sein. Reden wir vom lieben alten Mütterchen, das am Morgen kalt unter den Daunen liegt und dort dann auch noch drei Monate liegen bleibt, weil nicht mal seine Kinder es vermissen. Reden wir vom Motorradfahrer, der mit hundertachtzig Sachen seinen Kopf und damit sein Leben gegen eine Mauer gefahren hat und damit seinen Job als Riskmanager fristlos losgeworden ist. Reden wir vom kleinen Buben, der an Leukämie gestorben ist, bevor seine Eltern ihm mittels PID ein Knochenmarkspenderbrüderchen basteln konnten. Reden wird vom schlechten Sterben und dem guten Tod, wo wir auf keinen Fall sterben dürfen, aber im Tod noch nützlich sein sollen.
Suchen wir doch mal gemeinsam den Moment, wo der Tod aufgehört hat, die logische Konsequenz des Lebens zu sein und zum vermeidbaren Übel degradiert wurde. Dabei würde doch keiner von uns sein Leben lieben können, wüsste er nicht um sein sicheres Ende. Aber scheinbar dürfen wir nicht mehr sterben. Politiker wollen uns vom Rauchen und Essen abhalten, auf dass wir ewig lebten. Ligen aller Art wollen uns Kleider, Nahrung, Lebensgestaltung und Freizeitverhalten vorschreiben, auf dass unser Wandeln auf Erden nur ja kein Ende nähme. Wir sind moralisch verpflichtet unserem Leben so viele Tage zu geben, wie nur irgend möglich sind, derweil es moralisch scheinbar ganz in Ordnung zu scheint, den Tagen jedes Leben zu verweigern.
Dabei macht ein sinnlos verlängertes Leben nicht den geringsten Sinn. Es ist evolutionärer Schrott. Ja, Mäuse und Menschen leben länger, wenn sie nur das Allernötigste essen. Aber ihre Reproduktionsrate ist unter aller Sau. Wo ist da der Sinn des Lebens, wenn wir eines Tages alle alt, mager und kinderlos sind?
Wir werden alle sterben. Das ist vorläufig noch Gewissheit. Da kann es unmöglich schaden, wenn wir vorher noch ein bisschen leben, auch wenn wir damit unsern Tod herbei führen.
Suchen wir doch mal gemeinsam den Moment, wo der Tod aufgehört hat, die logische Konsequenz des Lebens zu sein und zum vermeidbaren Übel degradiert wurde. Dabei würde doch keiner von uns sein Leben lieben können, wüsste er nicht um sein sicheres Ende. Aber scheinbar dürfen wir nicht mehr sterben. Politiker wollen uns vom Rauchen und Essen abhalten, auf dass wir ewig lebten. Ligen aller Art wollen uns Kleider, Nahrung, Lebensgestaltung und Freizeitverhalten vorschreiben, auf dass unser Wandeln auf Erden nur ja kein Ende nähme. Wir sind moralisch verpflichtet unserem Leben so viele Tage zu geben, wie nur irgend möglich sind, derweil es moralisch scheinbar ganz in Ordnung zu scheint, den Tagen jedes Leben zu verweigern.
Dabei macht ein sinnlos verlängertes Leben nicht den geringsten Sinn. Es ist evolutionärer Schrott. Ja, Mäuse und Menschen leben länger, wenn sie nur das Allernötigste essen. Aber ihre Reproduktionsrate ist unter aller Sau. Wo ist da der Sinn des Lebens, wenn wir eines Tages alle alt, mager und kinderlos sind?
Wir werden alle sterben. Das ist vorläufig noch Gewissheit. Da kann es unmöglich schaden, wenn wir vorher noch ein bisschen leben, auch wenn wir damit unsern Tod herbei führen.
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