Also lasst uns ein bisschen vom Tod reden, vom Tod der einfachen Leute. Der mag nicht ganz so medienwirksam sein, wie der vom Politiker, der ein Leben lang seine Jünger auf Recht und Ordnung eingeschworen hat, und dann im Vollsuff mit dreifach übersetzter Geschwindigkeit sein Leben auf einem jämmerlichen Dorfanger ausgehaucht hat. Auch die Schauspielerin, die sich für Schönheit und Gesundheit zu Tode gehungert hat, soll nicht unser Ding sein. Reden wir vom lieben alten Mütterchen, das am Morgen kalt unter den Daunen liegt und dort dann auch noch drei Monate liegen bleibt, weil nicht mal seine Kinder es vermissen. Reden wir vom Motorradfahrer, der mit hundertachtzig Sachen seinen Kopf und damit sein Leben gegen eine Mauer gefahren hat und damit seinen Job als Riskmanager fristlos losgeworden ist. Reden wir vom kleinen Buben, der an Leukämie gestorben ist, bevor seine Eltern ihm mittels PID ein Knochenmarkspenderbrüderchen basteln konnten. Reden wird vom schlechten Sterben und dem guten Tod, wo wir auf keinen Fall sterben dürfen, aber im Tod noch nützlich sein sollen.
Suchen wir doch mal gemeinsam den Moment, wo der Tod aufgehört hat, die logische Konsequenz des Lebens zu sein und zum vermeidbaren Übel degradiert wurde. Dabei würde doch keiner von uns sein Leben lieben können, wüsste er nicht um sein sicheres Ende. Aber scheinbar dürfen wir nicht mehr sterben. Politiker wollen uns vom Rauchen und Essen abhalten, auf dass wir ewig lebten. Ligen aller Art wollen uns Kleider, Nahrung, Lebensgestaltung und Freizeitverhalten vorschreiben, auf dass unser Wandeln auf Erden nur ja kein Ende nähme. Wir sind moralisch verpflichtet unserem Leben so viele Tage zu geben, wie nur irgend möglich sind, derweil es moralisch scheinbar ganz in Ordnung zu scheint, den Tagen jedes Leben zu verweigern.
Dabei macht ein sinnlos verlängertes Leben nicht den geringsten Sinn. Es ist evolutionärer Schrott. Ja, Mäuse und Menschen leben länger, wenn sie nur das Allernötigste essen. Aber ihre Reproduktionsrate ist unter aller Sau. Wo ist da der Sinn des Lebens, wenn wir eines Tages alle alt, mager und kinderlos sind?
Wir werden alle sterben. Das ist vorläufig noch Gewissheit. Da kann es unmöglich schaden, wenn wir vorher noch ein bisschen leben, auch wenn wir damit unsern Tod herbei führen.
11. Juni 2010
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