Der eine bigotte, alte Mann aus Rom weilt gerade beim nicht ganz so alten, aber nicht minder bigotten Mann in Washington zu Besuch. Er hat wie immer, die Botschaft der Liebe und der Artigkeit im Gepäck und wie immer, sieht er sich mit den Opfer von so viel Liebe und Artigkeit konfrontiert. Tausende missbrauchter Kinder, die über Jahrzehnte von ihren Seelsorgern gequält wurden lassen sich nicht mehr mit etwas Schweigegeld und Loyalitätsgefasel unter Tisch kehren. Die unappetitliche Wahrheit wird nicht mehr aus lauter Scham und Rücksicht auf die Täter totgeschwiegen.
Es ist ja nun nicht so, dass Pädokriminalität unter katholischen Priestern ein US-amerikanisches Phänomen wäre. Überall auf der Welt, wo die Seelsorger in der rigiden, lust- und damit lebensfeindlichen Sexualmoral der römisch-katholischen Kirche gefangen sind, kommt es zu solchen Übergriffen. Nun will der Papst der Kirche und damit den Gläubigen mitsamt den Seelsorgern, Heilung verordnen und den schmierigen Morast seiner nicht ganz sittsamen Hirten erhellen. Das klingt schon fast philanthropisch, denn Heilung und Erhellung tun bitter Not.
Nur das mit der Heilung hat einen Klumpfuss. Heilung bedingt die Beseitigung der Krankheitsursache, und genau darum herum windet sich der Pontifex im gleichen unverständlichen Mass wie sein Vorgänger.
Die Kirchenoberen halten an einer Sexualmoral fest, die in ihrer ganzen Entstehungsgeschichte völlig praxisuntauglich und lebensfremd ist und war. Darüber hinaus lässt die Kirche ihre Priester scheinbar vollkommen im Stich, wenn die in ihrer Not nicht mehr weiter wissen und unter dem Druck straffällig werden.
Ist das Menschenliebe, wenn man die Essenz des Lebens erst verteufelt und die Menschen in ihrer Verzweiflung darob als Sünder hinstellt und im Stich lässt?
Wäre es nicht endlich an der Zeit, für eine Emanzipation der körperlichen Liebe? Wenn lange vor dem Rebbe aus Nazareth die Erkenntnis gewonnen wurde, dass Agape und Eros gleichwertige Erscheinungsformen der Liebe sind, und selbst besagter Rebbe das nie in Abrede gestellt hat, dann wäre es doch langsam an der Zeit, dass diese Erkenntnis auch bei den selbsternannten Nachfolgern des Rebbe ankommt. Wer vorgibt, die Liebe im Gepäck zu haben und dabei psalmodierend sexuelle Artigkeit fordert, der fördert am Ende nur die sexuelle Abartigkeit und damit den Tod jeder Liebe.
20. April 2008
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