...hilfreich und gut. So weit der Dichterfürst aus Weimar. Aber das ist ja nur eine unverbindliche Verhaltensempfehlung. Jedem freiwillig unmündigen Menschen steht es selbstredend vollkommen frei, so gehässig, borniert und verblödet zu sein, wie es ihm oder ihr gerade behagt. Dem Menschen ist keine Verpflichtung zur Selbstreflexion auferlegt. Er ist nicht verpflichtet, das Gedankengut, das er verbreitet auch wirklich zu denken. Das völlig unkritische Nachplappern von Phrasen und Parolen wird ja in manchen Kreisen gerade zur höchsten aller staatsbürgerlichen Tugenden erhoben. Und dabei ist kein Allgemeinplatz zu banal, um nicht zum Stein der Weisen der Staaträson erhoben zu werden.
Anlässlich der Besetzung eines schrottreifen Fussballstadion schwingt sich das Heer der Denkbefreiten einmal mehr zur geistigen Verteidigung des Eigentums auf und lässt dabei keine Hirnrissigkeit aus, zu der medial kastrierter Geist eben grad noch so fähig ist. Nach einem völlig absurden Polizeieinsatz gegen ein paar feiernde Späthippies, die man im rechtfertigungsgeilen Polizeijargon mal zu linken Politaktivisten hochstilisiert hat, liess man die Leute feiern, denn der Eigentümerin des Stadions war das nämlich ziemlich egal. Die Polizei hat sich entfernt und dem gesunden Menschenverstand wieder Platz gemacht. Damit wäre das Wochenendsommermärchen von Zürich doch zu einem vernünftigen Ende gekommen.
Aber da ist ja noch die Frage mit dem Eigentum. Da haben ein paar besitzlose Idealisten in einer Ruine ein Fest gefeiert und das ohne dafür zu bezahlen oder auch nur um Erlaubnis zu fragen. Wo kämen wir das hin, wenn das plötzliche alle machen würden? Wenn sich irgendwelche Vereine einfach eines Raumes bemächtigen würden, der ihnen nicht gehört, für den sie nicht bezahlen und dessen Eigentümer sie nicht gefragt haben. Man stelle sich mal diese Anarchie vor. Am ende wollen die dann noch die Regeln bestimmen und vermutlich gibts auch Lärm und Dreck. Da gilt es den Anfängen zu wehren.
Man stelle sich mal vor, wie das enden würde, wenn wir das Eigentum nicht mehr vollumfänglich und mit aller Härte des Gesetzes schützen würden. Es könnte passieren, dass sich ein Verein entschliesst, hier in unserem Lande einen kommerziellen Anlass zu veranstalten und dabei riesige Gebiete im öffentlichen Raum zu beanspruchen ohne die Eigentümer, das Stimmvolk von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden um Erlaubnis zu fragen. Natürlich würde sich dieser Verein auch vorbehalten, in diesen okkupierten Gebieten des öffentlichen Raumes klare Regeln aufzustellen, wie man sich dort zu kleiden und was man dort zu konsumieren habe. Wenn man schon nichts bezahlt, kann man doch zumindest bestimmen. Den Lärm und den Dreck, der so eine Veranstaltung mit sich bringt wäre natürlich ganz Sache der Eigentümer des öffentlichen Raumes und natürlich hätten die Ordnungsorgane des Staates dafür zu sorgen, dass den Mitgliedern des veranstaltenden Vereines nichts böses widerfährt. So weit käme das, wenn man solche Leute einfach machen liesse. Vermutlich würde man das dann Euro 08 nennen. Man kann es mögen oder nicht, aber objektiv betrachtet haben die Leute im Hardturm nicht anderes als die Uefa gemacht. Im Gegensatz zur Uefa haben sie einfach ihren Müll selber entsorgt und der öffentlichen Hand keine Kosten in Millionenhöhe verursacht.
Die Sache mit dem Eigentum ist also recht einfach. Wer Millionen mit der Besetzung des öffentlichen Raumes verdient, die nicht versteuert und alle Kosten auf die Allgemeinheit überwälzt, der ist eben gut, weil er reich ist. Wer allerdings nur eine kleine Nonprofitparty feiert und keine Kosten verursacht, der soll gefälligst arbeiten und mal schauen, dass er sich selber ein Stadion kaufen kann.
Was hat die Uefa wohl für die 3 Wochen Miete vom Bellevue bezahlt?
Wie edel ist wohl der Mensch, der in seiner geldhörigen Verblödung scheinbar völlig negiert, dass grosser Besitz nie erarbeitet wird. Grosser Besitz ist ausnahmslos das Ergebnis von wirtschaftlicher und oekologischer Ausbeutung und sozialer Ungerechtigkeit. Es ist schon etwas sehr zynisch, zu argumentieren, dass man erst mal ein paar hundert Existenzen vernichten, Tausende Arbeiter ausbeuten und die Umwelt zerstören muss, bevor man auf dem Hardturm rechtens ein Fest feiern dürfe.
7. Juli 2008
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