Mit der heutigen Post wurde mir dein Pamphlet zur Ausländerfrage zugestellt. Das so dürftig wie schamhaft als Umfrage getarnte Machwerk hat mich erreicht, obschon mein Briefkasten deutlich Auskunft darüber gibt, dass ich mir unadressierte Sendungen verbeten haben will. Vermutlich war der Pöstler ein tapferer Parteisoldat und hat nicht begriffen, dass auch Parteiwerbung eben bloss Werbung ist.
Nun also, liebe SVP, du gibst vor, es wäre dir an meiner Meinung gelegen. Damit kann ich wohl auch vorgeben, dass ich dir das glaube und dir meine Meinung mitteilen.
Besagtes Pamphlet, so es nicht strotzt vor Lügen, manipulierenden Auslassungen und leerem Gewäsch, will mir klarmachen, dass wir in der Schweiz ein gigantisches Ausländerproblem haben, dem wir uns sofort und mit allen menschenrechtswidrigen Mittel anzunehmen hätten. Vielleicht weisst du, liebe SVP, ja noch nicht, dass “Umfrage” kein Synonym für “Indoktrination” ist. Dies würde auf ein massives Sprachdefizit deinerseits schliessen lassen, aufgrund dessen wir dir, gemäss deiner eigenen Doktrin, keinen Platz in diesem Land gewähren dürften.
Nun aber zu deinem Kernanliegen, den Ausländern. Du scheinst der Ansicht, dass Leute ohne Schweizer Staatsbürgerschaft so eine Art Wertschöpfungssubstrat darstellen, das man nach Belieben bewirtschaften kann. Wir wollen nur die Guten, die uns was bringen und sobald die uns nichts mehr bringen, oder böse sind, sollen sie wieder gehen. Aber weisst du, liebe SVP, auch Menschen ohne helvetische Staatsbürgerschaft sind Menschen. Das ist nicht einfach Vieh oder Kopfsalat. Zudem sähen wir wohl alle so alt aus, wie es der Dattergreis aus Herrliberg ist, würden uns all die hart arbeitenden Krankenschwestern, Hilfsarbeiter, Handwerker, Kleingewerbler und Angestellten fehlen, die da aus dem Ausland gekommen sind. Der Forschungsstandort Schweiz wäre innovative Wüste, ohne Akademiker und Studenten aus dem Ausland.
Aber das sind ja auch die Ausländer, die du zur Not grad noch so knapp dulden willst, so sie sich klaglos ausbeuten lassen. Nur eben, da vergisst du scheinbar ganz, dass dies schon lange kein Dulden mehr ist. Ohne diese Menschen könnten wir den Laden von heute auf morgen dichtmachen.
Wir brauchen die Menschen aus anderen Ländern. Damit haben wir zu akzeptieren, dass auch solche kommen, die wir nicht so super finden. Die gehören nämlich einfach zu jeder Gesellschaft dazu. Immigration ist, besonders wenn man auf Gedeih und Verderben darauf angewiesen ist, kein Wunschkonzert.
Also liebe SVP, das Ausländerproblem ist keines und damit könntest du dich doch den echten Probleme zuwenden, vor denen dieses Land steht. Wie wärs mit Lösungsvorschlägen zur Gleichberechtigung, Verkehrspolitik, Umweltproblemen, demographischem Kollaps, Bildung und Aussenpolitik?
Keine Antworten? Dann mach doch mal eine Umfrage dazu, vielleicht gibt dir das Volk dann die Antworten. Zumindest die 70%, die dich nicht wählen, können das vermutlich recht gut.
Liebe Grüsse
Einedienocheinemeinunghat
28. Juli 2010
12. Juli 2010
Freude herrscht!
Die Spanier sind programmgemäss Weltmeister geworden. Die Medien jubeln pflichtschuldigst und wir alle nicken brav und artig, wie damals das maximalpigmentiere Symbolfigürchen in der Sonntagsschule.
Das war aber auch ein Fest! Gut, die Stadien in Südafrika waren weit weniger gut gefüllt als die Taschen der Fifa Funktionäre, aber man kann ja nicht alles haben. Dass jeder Hauch von Fussballstimmung im monotonen Getröte der Vuvuzelas untergegangen ist, das ist einfach eine uralte afrikanische Tradition, denn immerhin gibt es die Tröten schon seit sieben Jahren. Dann wären da noch die Schiedsrichterleistungen, über die man in einem Anfall von überbordendem Euphemismus als nicht vorhanden betiteln könnte, sowie die wirklich atemberaubend schönen Spiele, die scheinbar aber nur auf den Bolzplätzen der Townships zu sehen waren. Der artig nickende Fussballkonsument wirft in so einem Moment selbstredend ein, dass es ja nun sicher nicht die Aufgabe der Fifa sei, eine spannende und stimmungsvolle WM zu organisieren, schliesslich sei sie ja damit ausgelastet, die Kleiderordnung in den Stadien durchzusetzen und die Sponsoren zu beglücken. Und recht hat er, der artige Konsument. Dieses Fussballzeugs, das ist knallhartes Geschäft und nicht irgendein Larifarisport, an dem man Freude haben soll. Man soll konsumieren und die Schnauze halten.
Das ist auch das, was die Medien in vorbildlicher Weise getan haben. Nicht den Hauch von echter Kritik an Blatter Seppis Kokser- und Freiertruppe war zu lesen, zu hören oder auch nur andeutungsweise zu vernehmen. Die Medien haben es doch sogar geschafft, die Fair Games Kampagne quasi totzuschweigen. Kritik ist eben schlecht fürs Geschäft, wenn sie gegen einen Monopolisten geht.
Ein böser Mensch würde nun behaupten, das gar nicht so sehr die Freude, denn vielmehr die Fifa die da herrsch. Für Freude sei der Fussball weder der rechte Platz noch die rechte Zeit. Schliesslich geht es um die gerechte Sache des Verbandes und das von den Zwangsräumungen in den Armenvierteln über die Berichterstattung in den Medien, bis hin zum Minirock der Holländerinnen. Alles hört auf das Kommando von Massa Blatter. Damit sind wir nun wieder dort, wo wir schon mal waren. Die Kolonie ist die ganze Welt, die Kolonialherren kommen von der Fifa und wir alle sind das Negerli in der Sonntagschule, das nur noch artig nickt, wenn der Rubel rollt.
Das mit der Freude, das ist dann wohl eher die Sache vom 3. FC Hintertupfingen, wo die Bratwurst bezahlbar ist und die Vereinsspitze nicht nonstop die Mittellinie vom Rasen in die Nase zieht.
...und anders als der WM Final, ist die Tribüne am Sonntag dann auch ausverkauft, alle 15 Plätze
Das war aber auch ein Fest! Gut, die Stadien in Südafrika waren weit weniger gut gefüllt als die Taschen der Fifa Funktionäre, aber man kann ja nicht alles haben. Dass jeder Hauch von Fussballstimmung im monotonen Getröte der Vuvuzelas untergegangen ist, das ist einfach eine uralte afrikanische Tradition, denn immerhin gibt es die Tröten schon seit sieben Jahren. Dann wären da noch die Schiedsrichterleistungen, über die man in einem Anfall von überbordendem Euphemismus als nicht vorhanden betiteln könnte, sowie die wirklich atemberaubend schönen Spiele, die scheinbar aber nur auf den Bolzplätzen der Townships zu sehen waren. Der artig nickende Fussballkonsument wirft in so einem Moment selbstredend ein, dass es ja nun sicher nicht die Aufgabe der Fifa sei, eine spannende und stimmungsvolle WM zu organisieren, schliesslich sei sie ja damit ausgelastet, die Kleiderordnung in den Stadien durchzusetzen und die Sponsoren zu beglücken. Und recht hat er, der artige Konsument. Dieses Fussballzeugs, das ist knallhartes Geschäft und nicht irgendein Larifarisport, an dem man Freude haben soll. Man soll konsumieren und die Schnauze halten.
Das ist auch das, was die Medien in vorbildlicher Weise getan haben. Nicht den Hauch von echter Kritik an Blatter Seppis Kokser- und Freiertruppe war zu lesen, zu hören oder auch nur andeutungsweise zu vernehmen. Die Medien haben es doch sogar geschafft, die Fair Games Kampagne quasi totzuschweigen. Kritik ist eben schlecht fürs Geschäft, wenn sie gegen einen Monopolisten geht.
Ein böser Mensch würde nun behaupten, das gar nicht so sehr die Freude, denn vielmehr die Fifa die da herrsch. Für Freude sei der Fussball weder der rechte Platz noch die rechte Zeit. Schliesslich geht es um die gerechte Sache des Verbandes und das von den Zwangsräumungen in den Armenvierteln über die Berichterstattung in den Medien, bis hin zum Minirock der Holländerinnen. Alles hört auf das Kommando von Massa Blatter. Damit sind wir nun wieder dort, wo wir schon mal waren. Die Kolonie ist die ganze Welt, die Kolonialherren kommen von der Fifa und wir alle sind das Negerli in der Sonntagschule, das nur noch artig nickt, wenn der Rubel rollt.
Das mit der Freude, das ist dann wohl eher die Sache vom 3. FC Hintertupfingen, wo die Bratwurst bezahlbar ist und die Vereinsspitze nicht nonstop die Mittellinie vom Rasen in die Nase zieht.
...und anders als der WM Final, ist die Tribüne am Sonntag dann auch ausverkauft, alle 15 Plätze
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