Vielleicht haben sie es ja mitbekommen. Der Beckham David geht in Rente. Davon wird zwar weder der Krebs geheilt oder die Eurokrise überwunden, noch die Armut der Welt gelindert. Aber es war dann doch allen Medien eine Meldung wert. Der war ja aber auch einer. Der hat so Fussball gespielt, so richtig mit den Füssen und Bällen. Ein wahre Freude wars. Was er aber noch viel besser gekonnt hat, das war Kleider tragen und eine Frisur rund um den Kopf haben.
Der chronisch nörgelnde Mit misanthrop wird nun einwenden, dass selbst dreifach lobotomierte Chihuahuas Kleider tragen und eine Frisur rund um den Kopf haben können. Damit hat der Nörgler natürlich recht, aber er vergisst dabei den Umstand, dass der Beckham das so gut macht, dass er angeblich eine Stilikone geworden ist. Die trendmässig unterbelichteten Mitmenschen und ich fragen sich da postwendend, was eine Stilikone sei und was sie ausmache.
Unter Stil hat man laut Duden entweder den sprachlichen Ausdruck eines Individuums zu verstehen oder die charakteristische und einheitliche Darstellungs- und Ausdrucksweise einer ganzen Epoche. Die Ikone hingegen ist nicht nur ein russisch gepimptes Heiligenbildchen, sondern eben auch eine Person oder Sache, die bestimmte Werte, Vorstellungen oder ein Lebensgefühl verkörpert. Damit steht nun fest, dass der Beckham David eine Person ist, die entweder die Ausdruckweise einer ganzen Epoche verkörpert oder bloss die eigene. Nun darf man getrost davon ausgehen, dass jeder Mensch seine eigene Ausdrucksweise verkörpert, auch wenn es jener in aller Regelmässigkeit sowohl an Eigenheit wie auch an Ausdruck mangelt. Folglich sind dem David seine Ikoneneigenschaften wohl beim Stil der Epoche zu suchen.
In Ermangelung jedweder schöpferischen Tätigkeit des Namensgebers, sind der Epoche Beckham allerdings nur das Tragen von Bekleidung und das haben einer Frisur als Ausdrucksmittel zuzuschreiben. Das mag den Kulturfetischisten etwas mager erscheinen, aber ein Blick auf Davids holde Gattin macht deutlich, dass die Epoche Beckham sich durch eben diese Magerkeit auszeichnet. Zur Ikone des Stils wird man heute also schon dadurch, dass man die schöpferischen Werke anderer Leute zur Schau trägt. Wie weit das Stil hat, das unterlässt des Sängers Höflichkeit zu fragen.
Allein, welch wunderbare Werke menschlichen Schaffens wären unterlassen worden, wenn beispielsweise Frank Lloyd Wright und Vincent van Gogh allein für ihre Haarpracht schon Ikonen geworden wären.
2. Juli 2013
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